Historie

WAZ vom 15.03.2014
von Nadja Juskowiak
1914 - 2014
100 Jahre Medizinische Gesellschaft Bochum
100 Jahre Tradition und Qualität
Die Geschichte der Medizinischen
Gesellschaft Bochum beginnt im Frühjahr 1914, unmittelbar vor Ausbruch des 1. Weltkrieges. Die
Gründungsmitglieder waren Doctores Carl H. B. Everke, von Brunn, Josef Lossen, Haberkamp und Tegeler. Sie
vertraten sowohl frei oder am Krankenhaus praktizierende Fachärzte sowie die praktischen Ärzte. Die
Motivation zur Gründung der Gesellschaft war der Wunsch nach einem fächer- und Institutionen
übergreifenden Wissensaustausch.
Der langjährige Schriftführer der Gesellschaft, Dr.
Tegeler sen., schrieb: „Ziel und Aufgabe dieser Gesellschaft war von Anfang an die wissenschaftliche
Fortbildung der Bochumer Ärzteschaft durch Vortragsabende, Patienten-Vorstellungen, Besprechung von sog.
"Problemfällen", aber auch "Bekanntmachung mit sozialen und hygienischen Fortschritten an
auswärtigen Krankenhäusern und Genesungsheimen und "an Stätten der Industrie und des
Bergbaus".
Besonders beliebt waren die kulinarisch untermauerten "Nachsitzungen". Darin
wurden die Gespräche und Diskussionen der Kolleginnen und Kollegen miteinander gepflegt und die Kommunikation
innerhalb der Bochumer Ärzteschaft auf diesem Wege nicht unwesentlich gefördert.
Der 2.
Weltkrieg legte am Ende nicht nur unsere Stadt in Schutt und Asche, sondern bedeutete das Aus für alle
ärztlichen Standesorganisationen. Aber bereits im Herbst, am 28.11.45 folgte auf Betreiben von Herrn Dr.
Hermann Fabry sen. mit Genehmigung der Militärregierung die Neugründung der Medizinischen Gesellschaft
Bochum. Den ersten Vortrag zum damals sehr aktuellen Thema "Wandlungen und neue Erkenntnisse aus den
Erfahrungen der Kriegschirurgie" hielt im Josef-Hospital Bochum Herr Prof. Dr. Bürkle de la Camp. Auf
Anhieb beantragten 70 Ärzte aus Bochum, Herne, Gelsenkirchen, Wattenscheid und Recklinghausen ihre
Mitgliedschaft. Danach ist die Gesellschaft ständig gewachsen.
Auch nach der Neugründung der
Bochumer Medizinischen Gesellschaft im Jahre 1945 blieb Ihre Hauptaufgabe ".die fachliche Fortbildung ihrer
Mitglieder und - traditionellerweise - die Förderung des Interesses für wissenschaftliche Fragen.
Darüber hinaus sollte die kollegiale Zusammenarbeit gepflegt werden" - wie es im Paragraphen 1 der
Satzung formuliert wurde. Um die Interessengebiete der niedergelassenen und klinisch tätigen Kollegen
gleichwertig zu vertreten, wird der Vorsitzende im jährlichen Wechsel alternierend aus den Reihen der
Kliniker und der niedergelassenen Ärzte gewählt.
Die Fortbildungsabende waren stets sehr
beliebt und in Zeiten einer geringen Veranstaltungsdichte auch hervorragend besucht. Besucherzahlen von über
100 Ärztinnen und Ärzten waren keine Seltenheit. Die Gründung der Medizinischen Fakultät an
der Ruhr-Universität Bochum in den sechziger Jahren sowie die weitere Entwicklung des Bochumer Modells
bedeutete für die Gesellschaft eine Reihe neuer Impulse. Die Inhalte der Fortbildungsveranstaltungen waren
und sind stets praxisorientiert und thematisch breit gestreut. Somit decken sie periodisch alle Bereiche der
Medizin ab. Einen glanzvollen Höhepunkt zum Anlass des 70-jährigen Jubiläum der Gesellschaft
stellte 1984 der Festvortrag des "Bochumer Jungen" und Nobelpreisträgers Prof. Dr. Eigen, über
das Thema "Homunculus im Zeitalter der Biotechnologie" dar. Grundsätzlich kommen die Vortragenden
aus den eigenen Reihen oder sind bekannte Ärzte und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland.
Die Gesellschaft und ihre Vorhaben haben sich nach dem Krieg dem rasch wachsenden und
gleichzeitig differenziertem medizinischen Umfeld angepasst. Die Bedeutung der interdisziplinären Fortbildung
und vertrauensvollen Vertiefung der zwischenmenschlichen Kontakte prägte nach wie vor das innere Bild der
Gesellschaft. Nach außen machte die Gesellschaft durch Förderungsprogramme speziell für Pflegende
und Studierende auf sich aufmerksam.
Die bisherige 100jährige Geschichte zeigt, dass die Bochumer
Medizinische Gesellschaft ihre Ziele stets mit Erfolg gemeistert hat, mit gelebter Tradition und nachhaltiger
Qualität. Einen besonderen Beitrag dazu hat die langjährige Managerin unserer Gesellschaft Frau Jutta
Niederkinkhaus geleistet. Die Motivation der Gesellschaft sich und andere zu bilden, zu informieren und einen
kollegialen Austausch zu pflegen lebt unverändert bis heute.
Mit freundlicher Genehmigung von
Dr. Hans Wolfgang Bellwinkel, Vorsitzender der Medizinischen Gesellschaft Bochum
1984.
Überarbeitet im Jubiläumsjahr 2014 von: Prof. Dr. med. Irenäus Adamietz, Dr.
med. Regina Mertens und Jutta
Niederkinkhaus.
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Zur
Zeit, im Jahre 2019, hat die Medizinische Gesellschaft Bochum 357 Mitglieder.